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Unser Venedig - Teil 1

Da wir in Italien leben und wir es nicht weit nach Venedig haben, liegt es nicht allzu fern, dass wir diese tolle Stadt schon des Öfteren besucht haben und natürlich über unsere Erlebnisse in der Lagunenstadt berichten wollen. Im Internet gibt es bereits viele interessante Artikel über Venedig und auch die vielen Bilder sind einfach atemberaubend. Bevor wir uns nach Venedig aufgemacht haben, haben wir im Internet gesurft und gesucht. Dabei sind wir auf viele, aber auch sehr verteilte Informationen gestoßen und wollen mit unserer Serie über Venedig versuchen, die zusammengetragenen und auch selbst gemachten Erfahrungen übersichtlicher darzustellen.

Wir hoffen es gelingt uns. Falls Du Anregungen hast, kannst Du gerne in den Kommentaren etwas dazu schreiben.

In unserem ersten Teil berichten wir über die Anreise, die ja für viele Rollstuhlfahrer schon eine eigenen Herausforderung darstellt. Los geht’s!

Generell

Jede fremde Stadt, vor allem auch dann, wenn dort nicht die eigene Sprache gesprochen wird, ist für jeden ein Abenteuer. Für Menschen im Rollstuhl ist die Herausforderung an bestimmten Stellen noch mal etwas größer. Und das gilt wohl insbesondere für Venedig. Nur wenige Menschen können sich vorstellen, dass Venedig mit seinen vielen Kanälen und Brücken mit einem Rollstuhl besichtigt oder besucht werden kann.

Das Prinzip der Barrierefreiheit besagt ja, dass Menschen mit Behinderung die Verkehrsmittel und baulichen Anlagen nutzen können, und zwar ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe. Aus unserer Perspektive hat Venedig hier vieles umgesetzt und getan und trotz der alten Baustruktur und den vielen Kanälen und Brücken bietet die Stadt auch viele Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer.

Die Anreise

3 Möglichkeiten

Venedig kann man auf 3 Arten erreichen. Mit dem Auto, mit der Bahn oder mit dem Flugzeug. Zu allen Möglichkeiten wollen wir Dir hier die zusammengetragenen Informationen zur Verfügung stellen.

bahn

Bahn

Gibt es barrierefreie Züge in Italien?

Die RFI (italienische Eisenbahnnetzgesellschaft) hat sozusagen die Rolle des Bahnhofsmanagers. Dazu gehört die Verpflichtung, die Zugänglichkeit der Bahnhöfe für alle abfahrenden, durchfahrenden und ankommenden Bürger unter besonderer Berücksichtigung von behinderten Personen oder Personen mit eingeschränkter Mobilität sicherzustellen sowie angemessene Hilfsdienste am Bahnhof anzubieten, Informationen bereitzustellen und physische Hindernisse schrittweise zu beseitigen. 
Soweit so gut.

Das RFI bietet allen Passagieren der unterschiedlichen Zuglinien und Zugbetreiber, die eine Behinderung oder eingeschränkte Mobilität haben, die Möglichkeit über die SalaBlu ihre Reise im vorneherein zu planen und Unterstützung anzufordern.

Der Service des RFI kann direkt per E-Mail gebucht werden, allerdings müssen bestimmte Informationen weitergegeben werden. Es ist daher ratsam die Buchung mit einem entsprechenden Vorlauf vorzunehmen.

Die Dienstleistungen sind u.a.

  • Empfang am Bahnhof am vereinbarten Treffpunkt, oder, für ankommende Gäste, an dem im Zug besetzten Platz
  • Begleitung an Bords des abfahrenden Zuges oder vom ankommenden Zug bis zum Ausgang des Bahnhofs, oder, für diejenigen, die die Reise fortsetzen, an Bord eines anderen Zuges
  • Bereitstellung eines Rollstuhls auf Anfrage
  • Auf Anfrage:
    • Ein- und Aussteigen aus dem Zug mit Hilfe einer Hebebühne für Rollstuhlfahrer
    • Möglicher Handgepäckträger (1 Gepäckstück)

Natürlich hängt das ganze auch ein bisschen von den jeweiligen Zugbetreibern ab. Informationen gibt es hier auf den jeweiligen Webseiten der Anbieter:

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Deutsche Bahn

© Moerschy on pixabay

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ÖBB

© Onkel Ramirez on pixabay

TrenItalia

© Erich Westendarp on pixabay

Santa Lucia - Der Bahnhof von Venedig

Ähnlich wie beim Stuttgarter Bahnhof handelt es sich beim Bahnhof Santa Lucia in Venedig um einen Kopfbahnhof. Direkt im nördlichen Stadtteil von Venedig am Canale Grande gelegen, ist er ein guter Ausgangspunkt, um Venedig zu erkunden. Der Weg ist allerdings etwas länger, da sich das historische Zentrum von Venedig mit dem Markusplatz im Süden befindet. Zu Fuß sind es ca. 45 Minuten durch schmale, enge Gassen und über zahlreiche Brücken.
Als Transportmittel in die Stadt eignen sich daher eher die Wassertaxis oder die Wasserbusse, die sogenannten Vaporetti, welche zum öffentlichen Nahverkehr ACTV gehören.

Direkt vor dem Bahnhof befinden sich mehrere Haltestellen der Vaporetti.

Die Bahnsteige des Kopfbahnhofs führen ebenerdig und ohne Stufen in das Bahnhofsgebäude hinein. Der Bahnhof ist aufgrund seiner Größe überschaubar und die einzelnen Wege sind schnell ausgelotet. Über den etwas höher gelegenen Vorplatz des Bahnhofs erreicht man die Wasserbusse, dies allerdings über eine breite Treppe. Allerdings wurde auch hier auf einen barrierefreien Zugang geachtet und so befindet sich auf der rechten Seite nach Verlassen des Bahnhofs eine perfekte Rampe.

pkw

PKW

Parkhäuser

Gleich nach der Brücke, die Venedig mit dem Festland verbindet, befinden sich 3 Parkhäuser, welche vor allem durch Touristen genutzt werden. Da Venedig autofrei ist – zumindest die meisten Inseln – müssen alle ihr Auto hier abstellen. Dies führt manchmal zu ziemlichen Tumulten und langen Wartezeiten an den Parkhäusern. Sollte man also mit dem eigenen PKW nach Venedig fahren, ist viel Geduld gleich zu Beginn der Reise gefragt.

Parkhaus Tronchetto

Gleich das erste Parkhaus direkt hinter der Brücke ist das Tronchetto, das man von der ca. 4 km langen und 1 m hohen Brücke aus erkennt. Beim Tronchetto handelt es sich um das neuste und größte Parkhaus. Allerdings ist es auch etwas weiter bis zur Piazzale Roma, weswegen es ebenfalls das Günstigste der Parkhäuser ist. Da die Piazzale Roma den Zustieg zu diversen Wasserbus-Linien bietet und viele direkt ein Ziel vor Augen haben, ist sie wohl der beliebteste und bekannteste Startpunkt für den Venedig-Besuch.

Das Parkhaus relativ neu und gut ausgestattet. So befinden sich in dem 5-stöckigen Parkhaus auf jedem Parkdeck diverse Aufzüge, die einen hinab zum Erdgeschoss bringen. Durch den barrierefreien Ausgang gelangt man ohne Treppen direkt zur Haltestelle der Wasserbus-Linie 2, mit welcher man ohne Probleme in Richtung Venedig fahren kann.

Parkhaus Autorimessa

Das Parkhaus Autorimessa befindet sich direkt an der
Piazzale Roma
und liegt nahe am Zentrum von Venedig. Durch die zentralere Lage ist das Parkhaus auch um einiges teurer. (Für Menschen mit Behinderung gibt es hier aber eine Vergünstigung)

Das Parkhaus erreicht man nach der 4 km langen Brücke vom Festland. Direkt danach führt die Straße wieder über eine kleine Brücke und gleich hinter der Brücke befindet sich das Parkhaus auf der rechten Seite.
Normalerweise werden Touristen bei diesem Parkhaus oft auf die Parkdecks 9 und 10 und damit in die pralle Sonne gelotst, da die restlichen Etagen für Pendler und Dauerparker reserviert sind.

Es gibt jedoch für Menschen mit EU-Behindertenausweis die Möglichkeit in diesem Parkhaus einen Stellplatz zu reservieren, welcher zum einen kostengünstig ist und sich zum anderen in den unteren Etagen des Parkhauses befindet.

So kann man für 12 Stunden im Parkhaus kostenlos parken. Dafür ist es jedoch notwendig, die Anreise vorher anzukündigen und bestätigen zu lassen. Da es nur eine bestimmte Anzahl an für Rollstuhlfahrer reservierte Plätze gibt, kann es auch sein, dass diese ohne vorherige Reservierung belegt sind. 

Im Parkhaus selbst befindet sich auf jeder Etage ein Aufzug, welcher einen hinab ins Erdgeschoss bringt. Da das Parkhaus aber schon etwas älter ist, sind die Rampen an den damals noch nicht barrierefrei gebauten Türen, manchmal etwas wackelig und etwas steiler. Dennoch findet man den Weg durch das Parkhaus, ohne auf Treppen zu stoßen.

Am Ausgang angekommen, erschrickt man dann jedoch kurz, da eine Treppe zur Piazzale Roma hinunterführt.
Allerdings gibt es einen barrierefreien Umweg: Dafür fährt man am Ausgang links am Parkhaus zurück bis zur Einfahrt, durch die man das Parkhaus mit dem Auto befahren hat. Hier rechts auf den Fußgängerweg abbiegen und schon fährt man ohne Stufen in Richtung Piazzale Roma.

Direkt vor dem Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein kleines,  mit rotem Ziegeldach versehenes Häuschen. Hier befinden sich die Verkaufsschalter des ACTV. Hinter dem Häuschen gelangt man über eine Rampe hinab zu den Vaporetti.

Piazzale Roma

Die Piazzale Roma (Ple Roma) liegt am nördlichen Ende des Canale Grande. Von hier erreicht man mit den Vaporetto 1 und 2 das historische Zentrum. Dies ist jedoch eine sehr gemütliche Fahrt, da die Vaporetti im Stadtgebiet nur 5 Km/h fahren dürfen. Man hat also alle Zeit der Welt Venedig erst mal in Ruhe vom Wasserbus aus zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Da die Linie 2 nur an wenigen Haltestellen hält, erreicht man mit dieser schneller das Zentrum.

flugzeug

Flugzeug

2 Flughäfen zur Auswahl

Auch wenn die meisten Personen mit Venedig den Flughafen Treviso verbinden, so befindet sich dieser doch recht weiter außerhalb und gehört eigentlich nicht zu Venedig. Hier landen z.B. Billigflieger wie Ryanair. Der eigentliche Flughafen von Venedig ist jedoch der Flughafen Marco Polo.  Dieser liegt auf dem Festland, ca. 15 km nördlich von Venedig.

Vom Flughafen Marco Polo ins Stadtzentrum

Linienbussen fahren vom Flughafen aus die Bahnhofsstation Mestre sowie die Piazzale Roma an. Leider sind die meisten Linienbusse nicht barrierefrei, da es sich oft von der Bauart um Reisebusse handelt und die mit dem Rollstuhl nicht zugänglich sind. Die Aerobus-Linie Nr. 5 fährt bis zur Piazzale Roma und ist barrierefrei. Diese Busse haben bei Bedarf eine Rampe, sodass man problemlos einsteigen kann.

Die Straßentaxis können im Zweifelsfall auch genutzt werden. Diese müssen jedoch vorher online reserviert werden.

Nicht möglich ist der Transport mit den sogenannten AliLaguna – Wasserbooten und mit den Wassertaxis vom Flughafen. Ebenso nehmen die Sammeltaxis nach unseren Informationen keine Rollstuhlfahrer mit. Private Taxis bieten die Mitfahrt für Rollstuhlfahrer nur ab der Piazzale Roma an, nicht jedoch schon am Flughafen.

Vom Flughafen Teviso ins Stadtzentrum

Der Flughafen Treviso liegt – wie der Name schon sagt – in der Nähe des Ortes Treviso. Dieser liegt ca. 40 km von Venedig entfernt. Es gibt die Möglichkeit die Bahnhöfe Venedig Mestre oder Venedig Santa Lucia zu erreichen. Allerdings ist dies ein ziemlicher Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Eine Möglichkeit ist auf jeden Fall das Taxi.

Außerdem fahren vom Flughafen diverse Busse in Richtung Venedig, die meistens nicht barrierefrei sind. Den Bahnhof Mestre sowie die Piazzale Roma erreicht man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der ATVO.

Nach den Angaben auf der Homepage des ATVO sind die Busse je nach Modell mit einer Hebebühne ausgestattet und haben bei manchen Modellen sogar Platz für mehr als einen Rollstuhl. Direkt an den Bussen steht meistens Personal, welches man im Zweifelsfall befragen kann. Dies gilt besonders für den Airport Express von Treviso nach Venedig – Piazzale Roma.

Öffentliche Verkehrsmittel in Venedig

Linienboote (Vaporetti)

Diese sind i.d.R. barrierefrei ausgestattet und verfügen teilweise über einen separaten Eingang für Rollstuhlfahrer sowie über einen reservierten Platz an Bord. In der Regel funktioniert der Zustieg so, dass man zuerst auf eine Art „Vor-Boot“ fährt, welcher als Wartesaal dient und einen extra Wartebereich für Rollstuhlfahrer hat. Nach und nach legen die verschiedenen Linien, die diese Haltestelle befahren, an diesen Warte-Booten an und je nach Höhenunterschied der Vaporetti zum Warte-Boot wird durch das Personal eine Rampe angelegt, so dass man relativ einfach – manchmal mit Anschubhilfe bei manuellen Rollstühlen – auf den Wasserbus umsteigen kann.

Dank der Fahrkarten des ACTV findet man schnell die richtige Linie, um von einem Ort zum anderen zu kommen. 

Sich damit vertraut zu machen, ist also auf jeden Fall ratsam. Die Vaporetti sind für Rollstuhlfahrer das wichtigste Verkehrsmittel in Venedig.

Oft steht man nach einigem Wirrwarr durch die Gassen vor einer Brücke und kommt mit dem Rollstuhl von der Seite nicht an das Objekt der Begierde heran. 
Da ist ein Vaporetto die Lösung. Den mit diesen kann man an einer Haltestelle anlegen, welche die Sehenswürdigkeit, die man gerne besichtigen möchte, von der anderen Seite anfährt und somit ohne Brücke zu erreichen ist. 

Gondeln

Eine Gondelfahrt durch Venedig ist für viele das HIGHLIGHT eines Venedigbesuchs. Am Besten natürlich in der Dämmerung und mit wenig anderen Booten und Touristen auf den Kanälen. Und für Paare, die ein wenig Romantik genießen wollen, ist es sowieso das To-Do schlecht hin.

Lange war es nicht möglich den Rollstuhl mit auf die Gondeln zu nehmen und diesen am Pier zurücklassen will wohl keiner.

Seit 2016 gibt es nun, Dank der Initiative von Gondolas4all, barrierefreie Gondeln in Venedig. Damit können auch Menschen mit Handicap dieses traditionelle venezianische Fortbewegungsmittel benutzen, ohne umsitzen zu müssen.

Um den Zustieg zu gewährleisten, wurde durch die Initiative der erste rollstuhlgerechte Pier für Gondeln errichtet. Dieser befindet sich am „Verkehrsknotenpunkt“ Piazzale Roma. Das die Piazzale Roma etwas „außerhalb“ gelegen ist, ist etwas schade, dennoch fand die Initiative große Beachtung. Der Pier wurde 2016 sogar feierlich eröffnet. Am Pier selbst wurde ein Hebelift eingebaut, so das man auf die Gondeln umsteigen kann. 
Da erst die Gondoliere in der Benutzung des Lifts geschult werden mussten, waren die ersten Fahrten erst einige Zeit nach der Eröffnung möglich.

Inzwischen ist es möglich eine barrierefreie Gondel über die Homepage von Gondolas4all zu buchen:

Ein paar weitere Eindrücke

Zugang zu den Wasserbooten

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Barrierefreie Gondeln

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Brücken in Venedig

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Barrierefreie Gondeln

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Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.

Jean Paul
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