Mein Handicap – barrierefreie Toiletten

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Lieblingsbeschäftigung

Rollstuhl-Wanderungen

Es ist einfach eine tolle Beschäftigung – und gleichzeitig auch irgendwie Hobby – wenn man Wandertouren in den Südtiroler Alpen festhalten darf. Schon als Kind bin ich super gerne wandern gegangen, damals allerdings in den Stubaier Alpen. Italien hatte ich da schon mal gehört, aber nie so richtig als potenzielles Wanderziel wahrgenommen. Und nun – nun wandere ich in den Sommermonaten mindestens 1x die Woche durch die Dolomiten oder andere Teile der Südtiroler Alpen.

Mit Wandern meine ich hier vor allem, die Wanderungen als Begleitperson eines Rollstuhlfahrers. Obwohl ich selbst diese Definition ganz grausam finde, wird es doch von vielen Menschen so gesehen und vor allem auch als solche bestaunt …, wenn wir unterwegs sind, werden wir vielfach gelobt, wie toll das ist, dass wir solche Touren ausprobieren und uns wird anerkennend auf die Schultern geklopft. Mir sagt das nichts. Anstatt einem anerkennend auf die Schultern zu klopfen, wäre es wichtiger, die Leute würde die Augen etwas aufmachen und Initiative ergreifen. Nicht jeder Wanderweg muss barrierefrei sein, denn schließlich gehört es ja zur Natur dazu, dass diese unwegsam ist. Und nicht jeder Weg kann von allen gleichermaßen begangen oder befahren werden – sonst wäre schnell die Stille und das „Alleinsein“, das viele auch mit einer Wanderung verbinden, dahin.

Mir machen gerade die herausfordernden Touren besonders viel Spaß – denn obwohl ich weiß, dass ein platter Reifen am Rolli oder ein leerer Akku beim Zuggerät nicht besonders wünschenswert ist, ist es trotzdem spannend auszuprobieren, wie weit man Rollstuhl und Zuggerät ausreizen kann. Baumi gefällt das nicht immer, aber oft ist er noch eher die treibende Kraft wie ich.

Klar, als Fußgänger ist das alles einfach gesagt. 😊 Den Anschiss bekommt ja hinterher der Rollstuhlfahrer – besonders wenn er von der Feuerwehr oder ähnlichem aus einer misslichen Lage befreit werden müsste. Bisher ist es aber noch nie so weit gekommen, schließlich recherchiere ich die Touren vorher gut. Neben der Recherche von Parkplatz, Qualität des Wanderwegs, Höhenunterschieden und Einkehrmöglichkeiten wird auch alles noch mal genau über Satellitenbilder begutachtet. So weiß man zumindest ungefähr was auf einen zukommt und welche Herausforderungen sich einem bieten bzw. in den Weg stellen werden.

Trotzdem haben wir uns eine Routine erarbeitet – an unserem Startpunkt angekommen, wird der der erste Einheimische, der uns über den Weg läuft in die Mangel. Denn auch wenn die Fußgänger unter den Einheimischen nicht immer einschätzen können, wie Rollstuhl und Zuggerät zusammen funktionieren, kennen sie doch die Wege in- und auswendig und können wertvolle Tipps und Infos geben. Und wenn man dann gesagt bekommt, es könnte sein, dass es nicht geht, dann kann man sich schon auf einen Rückschlag einstellen oder umplanen.
Und probiert man es dennoch und es klappt, dann stellt sich schon so ein kleines Erfolgserlebnis ein, und das nicht nur bei mir. 😊

Wir wurden inzwischen öfter gefragt, wie genau wir die Recherche machen und welche Tools wir dafür nutzen. Darüber möchte ich hier ein bisschen erzählen und vielleicht wird dann auch klar, wieso auch ich ein Handicap habe – mein Gedächtnis. Ich vergesse eine bestimmte Sache fast immer …

Recherche mal anders ...

Könnte der Weg mit dem Rollstuhl machbar sein?

Wie man sich vielleicht denken kann: Ich bin viel im Internet unterwegs. Zum einen aus beruflichen Gründen, denn als selbstständige Übersetzerin und Lektorin ist der Austausch mit Kollegen enorm wichtig und aufgrund der Entfernung findet dieser Austausch viel über Facebook-Gruppen statt. Außerdem ist es wichtig am Zahn der Zeit zu bleiben und die wichtigsten Veränderungen und Neuerungen in der Branche mitzubekommen.

Gerade in den zahlreichen Gruppen werden oft Bilder gepostet, auch von Wandererlebnissen in Südtirol. Besonders hübsche Bilder erregen natürlich meine Aufmerksamkeit – wem würde das nicht so gehen. Und dann geht die Recherche eigentlich schon los. Wo ist dieser Hütte oder wo genau ist der- oder diejenige lang gewandert? Wenn man das nicht genau erkennen kann, dann wird nachgefragt. Stehen der Ausgangspunkt und der Zielpunkt fest, wird als nächstes geschaut, um was für eine Art Wanderweg es sich handelt. Ist es ein Steig, ein „normaler Wanderweg“ für Fußgänger, ist der Weg kinderwagentauglich oder handelt es sich sogar um eine Forststraße? Um das herauszufinden, nutze ich alles, was im Internet zu finden ist – von den Daten des Alpenvereins, über Angebote wie Sentres oder Outdooractive bis hin zu den Webseiten von Hütten oder Google Maps. Je mehr Informationen, desto besser. Bin ich der Meinung, dass die Tour von der Wegbeschaffenheit her machbar sein könnte, stelle ich die Tour bei einem Kartenanbieter nach. Mein Lieblingsanbieter ist hier komoot.de, obwohl in Südtirol vielfach noch andere Anbieter genutzt werden. Dort bekomme ich dann meine bisherigen Recherchen bzgl. der Wegbeschaffenheit meistens bestätigt und mir wird ebenfalls das Höhenprofil angezeigt. Das passt nicht immer 100 %, aber es gibt einem einen guten ersten Eindruck. Ist der Ausgangspunkt nur mit einer Seilbahn zu erreichen, wird diese ebenfalls recherchiert, denn schließlich kann nicht immer auch ein Rollstuhl mit Zuggerät transportiert werden. Finde ich gar keine Infos, rufe ich dort an und frage nach. Manchmal werden mir sogar Bilder geschickt.

Tja, und dann muss ich eigentlich nur noch meine Überredungskünste an „meinem“ Rollstuhlfahrer ausprobieren – und los geht’s.

Was habe ich vergessen?

... mal scharf nachdenken ...

Und, habt ihr es gemerkt? Was habe ich vergessen?

Richtig, die Einkehrmöglichkeiten und für viele weiblichen Rollstuhlfahrer immens wichtig, die Toiletten.
Woran liegt das?
Das ist eigentlich schnell erklärt:
Ich habe eine super trainierte Blase. 😊 Nein, im Ernst. In der Regel gehe ich auf Wandertouren nicht auf das WC – es ist einfach nicht notwendig. Und da ich mit einem Mann unterwegs bin, der eine andere Lösung für das Problem hat und auch kein WC braucht, ist einfach der Bedarf nicht da.

Und Essen?
Also Hunger haben wir immer. Aber nicht immer sind die Hütten oder Almen barrierefrei zugänglich, weswegen wir es uns zur Angewohnheit gemacht haben, immer selbst etwas zu essen und zu trinken dabei zu haben. Je nach Jahreszeit schleppt das Zuggerät entweder einen Rucksack mit Kühlakkus und Wasserflaschen oder einen Rucksack mit warmer Kleidung und massenweise Tee in einer Thermoskanne mit sich herum. Das ist übrigens ein riesiger Pluspunkt im Vergleich zum Wandern von Fußgängern – man muss einfach viel weniger selbst schleppen.

Wenn wir eine Alm oder eine Hütte finden bzw. sie vielleicht sogar Ziel der Wanderung ist, und diese ist barrierefrei zugänglich bzw. hat vielleicht eine Stufe, die wir zusammen aber problemlos meistern, dann nutzen wir diese Gelegenheit. Je nachdem wie viel wir von unseren Vorräten schon verputzt haben, gibt es entweder nur einen Macchiato mit Leckerli oder eben etwas Warmes zu essen. Oft kommen wir dann mit den Wirtsleuten ins Gespräch, denn schließlich sind wir eine „kleine Besonderheit“. Dann ratscht man ein bisschen, trinkt genüsslich den Kaffee, schaut sich die wunderschöne Landschaft an und fährt wieder …

Häh? Wieso schauen die sich dann nicht gleich auch die Toiletten an, wenn sie schon mal da sind?

Genau! Da ist es – mein Handicap! Mein Kopf will sich das einfach nicht merken, dass in jeder Hütte oder Alm, an der wir vorbei kommen, auch die Toilette inspiziert werden sollte.

Ich gebe mir wirklich Mühe und wie man an der ein oder anderen Tour erkennen kann, habe ich es auch manchmal geschafft das Eselsohr wiederzufinden.

 

Nun zu Dir ...

Wie machst Du das?

Machst Du Wandertouren und hältst diese irgendwo fest? Machst Du vielleicht eine ähnliche Recherche wie die von mir beschriebene?
Dann wäre ich über jeden Eselsohr-Tipp dankbar.

Meine aktuelle Idee ist es, die Hüttenwirte darauf aufmerksam zu machen, dass es die Möglichkeit gibt, unter Google Maps auch Informationen zur Barrierefreiheit zu publizieren und so diese selbst dazu zu animieren, Daten zu veröffentlichen.
Zum einen bin ich dann aus dem „Schneider“ was mein Eselsohr-Problem angeht und zweitens sind die Infos direkt auf einer Plattform wie Google für so viel mehr Leute zugänglich wie eine Veröffentlichung auf wheelchairtours.org. Auch wenn ich dort natürlich weiterhin Informationen zu barrierefreien Toiletten veröffentlichen werde …

… also, wenn ich dran denke. 😊

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Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.

Jean Paul
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